Die Sportgemeinschaft Wildenhain 

Die Sportgemeinschaft Wildenhain wurde auf das damalige Drängen der Jugendlichen Wildenhains und des Sportlehrers Kurt Ziegler und des Lehrers Herrmann Gubanka am 
24. April 1950 neu gegründet. 


Zur Gründungsfeier zählte die Sportgemeinschaft 40 Mitglieder, welche bis 1951 auf 140 Mitglieder anwuchs. Sie wurde damit zur besten Sportgemeinschaft des damaligen Kreises Torgau. Eine Delegation der Sportgemeinschaft Wildenhain nahm auch an den III. Weltfestspielen in Berlin teil. Damals wurde stark für die Sportgemeinschaften geworben. So war die Sportfreundin Frau Ziegler die beste Einzelwerberin im Kreis Torgau. Ganz besonders werbekräftig für die Volkssportbewegung war die im November 1951 durchgeführte Veranstaltung mit dem DDR-Meister Alfred Müller, welcher durch seine turnerischen Leistungen begeisterte. In der Zeitung las man damals Folgendes: „Den Vorführungen der Jugend aus dem Schulsport unter Leitung des Sportfreundes Gubanka folgten die Turnerriegen von Wildenhain und Schöna mit ihren Leistungen an Barren, Pferd und Reck. Die von DDR-Meister Alfred Müller gezeigten Leistungen ernteten reichen Beifall des vollbesetzten Saals und waren für unsere Wildenhainer Sportfreunde ein großer Ansporn für ihre kommende Arbeit. …“

 

Auf verschiedenen dafür geeigneten Plätzen wurden Fußball von männlichen und Volleyball von einer Frauengruppe betrieben. 

 

Eine wichtige Frage war somit erst einmal die Sportplatzangelegenheit. Die neuen Verhandlungen dazu zogen sich vom April bis zum Oktober 1954 hin. Erst danach konnte mit dem Ausbau begonnen werden. Planierungs- und Einfriedungsarbeiten wurden in freiwilligen Arbeitseinsätzen der Mitglieder durchgeführt. Im Frühjahr 1953 erhielt der Platz eine Dränage und wurde 1954 umgerissen und neu angesät. 

 

Zur Verfügung gestellt wurde das heutige Sportplatzgelände für sportliche Aktivitäten durch den Landwirt Arthur Schübel. Im Tausch erhielt er den alten „Sportacker“ auf dem Schulberg am Weg in Richtung Doberschütz. 

Der Sportplatz sollte damals zum Teil auch der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) für eine Baracke zum Erntekindergarten überlassen werden, der andere Teil sportlichen Zwecken dienen. Der Platz soll später auch einmal für Dorffeste Verwendung finden, da ein geeigneter Dorfanger nicht vorhanden war und die Bauern ungern ihre Wiese zu diesem Zweck hergeben. Der Landtauschvertrag wurde am 2. Dezember 1942 vor dem Notar Skopnik in Torgau abgeschlossen. 

 

Der unermüdlichen Initiative des Sportfreundes Ziegler gelang auch der Bau eines Sportlerheimes. Dieses entstand mit finanziellen Mitteln aus dem Fond des VEB Sport-Toto und den freiwilligen Arbeitseinsätzen der Wildenhainer. Die aktivsten Helfer beim Bau waren Erich Schönichen, Willi Schönichen, Arthur Schübel, Horst Kleinschmidt, Dieter Stets und Kurt Ziegler. 

Der Sportfreund Erich Schönichen übernahm kostenlos die Projektierung des Sportlerheimes. Das Richtfest fand im Oktober 1954 statt. Zur Grundsteinlegung wurde eine Flasche mit einer Urkunde in den Grundmauern versenkt. 1955 wurden die Sportfreunde Arthur Schübel und Erich Schönichen mit der Ehrennadel der Demokratischen Sportbewegung ausgezeichnet. Eingeweiht wurde das Sportlerheim am 22. Oktober 1955. Sportfreund Ziegler richtete damals folgende Worte an die Wildenhainer: 

 

„Erhaltet das von euch selbst Geschaffene. Beweist durch eure Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, dass ihr nicht nur zu nehmen versteht, sondern auch geben könnt.“

 

Ich meine, diese Worte sollte sich auch jetzt noch manch Wildenhainer zu Herzen nehmen.

 

Der Zaunbau erstreckte sich von 1951 bis 1953. Ebenso wurden in dieser Zeit die Pappeln innerhalb des Sportplatzes gepflanzt, welche aber aus Altersgründen im Rahmen der Flurneuordnung gefällt wurden. Gepflanzt wurden nur noch am Eichholzweg Säuleneichen.

1956 wurde der Zaun an der Straße durch Zementsäulen und Waldlatten erneuert. Später noch einmal durch Metallsäulen und einem Jägerzaun. Heute lauern die verrosteten Säulen seit Jahren auf eine Sanierung und einen neuen Zaun.

 

Erwähnenswert ist auch die Kegelbahn.

Angeregt durch Sportfreund Ziegler, projektierte Erich Schönichen schon 1954 den Bau, welcher im Nationalen Aufbauwerk entstehen sollte. Die Einweihung fand am 17. Dezember 1961 statt. Im Laufe der Jahre wurde sie regelmäßig zu Wettkämpfen genutzt. Auch die Wildenhainer hatten eine Mannschaft. Erwähnenswert von meiner Seite wäre Norbert Jahl. Dieser war auch DDR-Meister im Kugelstoßen. Im Neuen Deutschland vom 25.08.1975 war Folgendes vermerkt: „Norbert Jahl (21) zwingt dem 31jährigen Heinz-Joachim Rothenburg ein begeisterndes Regenduell auf und führt bis zum dritten Durchgang im Kugelstoßen mit 19,85 m, ehe er sich von dem erfahrenen Dynamo-Mann auf den Rang des Vizemeisters abdrängen lässt.“

In den 60-iger Jahren war auch die aktivste Wettkampfzeit der Kegler. Aktiv im Kegeln waren u.a. auch Helmut Pflug, Ottmar Jahl und Helmut Müller.

Ende der neunziger Jahre unternahm der damalige Bürgermeister Horst Schün, die Initiative die Kegelbahn zu erneuern und sanitäre Anlagen mit Vereinsraum anzubauen. Projektiert hatte es Klaus-Dieter Jentzsch (Fa. JESPO aus Battaune). Die Fördermittel hat Horst Schün bereits auch in der Hinterhand. Unsere Partnergemeinde Sigmaringendorf wollte den Sportfreunden eine halbautomatische Kegelaufstellanlage zur Verfügung stellen. Der Bau scheiterte hauptsächlich an der Eigeninitiative der Wildenhainer Sportfreunde. Die Worte von Kurt Ziegler zur Einweihung des Sportlerheimes waren vergessen. Es wurde das „Geben“ vergessen.

Regelmäßig wurde die Kegelbahn bis weit in die neunziger Jahre für Festveranstaltungen unter Leitung des Sportvereins genutzt. Als Kind konnte man sich beim Kegelaufstellen 
2 DM, eine Fassbrause oder Bockwurst verdienen. Sportliche Aktivitäten fanden nach der Wende nicht mehr regelmäßig statt. Lediglich kegelten sporadisch eine Frauengruppe bzw. die Kinder des Ortes. 

 

Im Volleyball errang die Frauengruppe 1951 die Kreis- und Bezirksmeisterschaft. Damit war nicht nur ihr Höhepunkt, sondern auch ihr Ende erreicht. Keiner der Jugendlichen fand mehr Interesse an dieser Sportart.

 

Geräteturnen und Tischtennis für verschiedene Altersklassen wurde im Saal des Gasthofes Franke und auch im Saal des Gasthofes Ohme durchgeführt.

Tischtennis kam nach einem kurzen begeisterten Anfang nie richtig in Schwung. 2021 wurde mit Fördermitteln und der Initiative von Fam. Rohark wieder eine Tischtennisplatte für den Freizeitsport angeschafft und im oberen Klassenraum der „Alten Schule“ aufgestellt. 

 

Geräteturnen wurde unter Leitung von Alfred Kahlert und Alfred Friedrich auch nur etwa ein Jahr betrieben. Der Geist des alten Turnvereins konnte nicht wieder aktiviert werden.

 

Im Fußball erlosch die Begeisterung anfangs nicht. Nachwuchs war immer vorhanden. Ab 1953 hatte Wildenhain eine Jugend- und Männermannschaft. Rückschläge im Spielerfolg traten immer wieder ein. 1957 erkämpfte sich die Männermannschaft den 2. Platz in der Kreisklasse. 

Das größte Schiedsrichteridol in dieser Zeit war Erich Schönichen (genannt „Doktor“, was auf seine Bauingenieurtätigkeit zurückzuführen ist). Er hielt den Fußballverein, auch als deren Präsident, als letzte Sektion der Sportgemeinschaft, bis zu seinem Tode zusammen. Genannt seien hier auch seine drei Söhne, welche mit zu den begabtesten Spielern der Mannschaft gehörten. Es waren Martin (genannt „Stalin“), Manfred (genannt „Pappee“) und Günther (genannt „Netzer“). Manfred hat sogar bei Chemie Leipzig gespielt, bevor er Stürmerstar bei Traktor Wildenhain wurde-.

 

Damals konnten sogar zu Vergleichswettkämpfen Mannschaften vom SV Sennelager (BRD) und Sokol Hradek (CSSR) in Wildenhain begrüßt werden. In den vielen Jahren des Bestehens leistete der Fußballverein eine vorbildliche Wettkampftätigkeit und nahm seit seiner Gründung ohne Unterbrechung an Punkt- und Pokalspielen teil.

 

Zwischen der LPG „Paul Scholz“ und der Sportgemeinschaft Wildenhain wurde eine Betriebs-Sportgemeinschaft „Traktor“ ab 1. Mai 1960 gebildet, welche mit der „Wende“ umbenannt wurde.

 

Vom 22. bis 24. April 1960 beging die Sportgemeinschaft Wildenhain die Feier ihres
10-jährigen Bestehens. Sie begann mit einer Festsitzung im Gasthof Ohme. 

Der Sportgemeinschaft Wildenhain wurde im Verlauf der Festsitzung durch Emil Beuche die von ihm aufbewahrte Fahne des 1910 gegründeten Radfahrvereins „Triumph“ übergeben. Sie wurde nochmals zur 50-Jahrfeier am 10.06.2000 auf dem Saal gezeigt, bevor sie danach auf nimmer wiedersehn verschwand. Heute will sie keiner mehr von den ehemaligen Sportfreunden haben. Schade!

 

Die Fahne des 1920 gegründeten Turnvereins ist leider auch nicht mehr vorhanden.

 

Ebenso bezeugt eine Aufnahme vom 21. August 1921 von der Bannerweihe, die der Arbeiter-Radverein „Solidarität“ an diesem Tag vor der Schule vornahm. Leider ist auch diese Fahne nicht mehr auffindbar, obwohl sie von den Herren Wiewald und Pause 1933 vor dem Verbrennen auf dem Dorfplatz nachts zuvor gerettet und nach Eilenburg gebracht wurde. Nachforschungen vergangener Tage haben nichts gebracht. 

 

Eine große Erfolgsbilanz hatte der Fußballverein in den 80iger Jahren nicht mehr. Man wurde jedoch einmal Kreispokalsieger und musste vor der Wende nie aus der 1. Kreisklasse absteigen. In den Jahren 1983/1984 und 1984/1985 scheiterte man knapp am Kreismeistertitel. 

 

Im Jahre 1989 kam es zu einer radikalen Veränderung in der Fußballmannschaft. Viele erfolgreiche Stammspieler beendeten altersbedingt, verletzungsbedingt oder berufsbedingt ihre aktive Laufbahn. Dadurch wurde Nachwuchsspielern Platz gemacht. Dieser Einschnitt war notwendig, konnte aber nicht in unserem kleinen Dorf kompensiert werden. Neue Spieler kamen auch aus Mockrehna, Gräfendorf, Pressel, Battaune und Wöllnau. In der neu geschaffenen Kreisklasse Torgau-Oschatz, Staffel Nord bewegte sich der Verein nur noch im letzten Drittel. Jedoch wurden auch damals einige Achtungserfolge gegen spielstarke Mannschaften erreicht.

 

Nach der Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands wurden auch im Sport neue Strukturen geschaffen. Die Gründungsversammlung des FSV Wildenhain e.V. fand am 11.01.1991 statt und auf dem damaligen Kreisgericht wurde der Verein am 22.03.1991 unter der laufenden Nummer 100 im Vereinsregister registriert. 

Laut Vereinsregister wurde die Satzung am 25 Juli 1990 beschlossen. Damaliger Vorsitzender war Hans Bürger, sein Stellvertreter war Wolfgang Witzig. Als Beisitzer fungierten Erich Oeser, Martin Schönichen und Werner Beuche. Am 18.12.1992 wurde eine neue Satzung beschlossen. Gleichzeitig wurde als neuer Stellvertreter Manfred Schönichen gewählt. Die Veränderungen wurden am 20.Juli 1993 im Vereinsregister eingetragen. 2001 wurde als neuer Stellvertreter Markus Funke gewählt. Sein Eintrag im Vereinsregister erfolgte am 19.12.2001.

 

Langsam war auch das Ende der Sportgemeinschaft Wildenhain in unaufhaltbare Nähe gerückt. Eine eigene Fußballmannschaft konnten die Wildenhainer nicht mehr aufbringen. Wie erwähnt, wurde die Mannschaft in den letzten Jahren von auswärtigen Spielern unterstützt, welche die Gemeinschaft und Geselligkeit in Wildenhain sehr schätzten. Man versuchte dann noch gemeinsam mit Battaune wieder Fuß zu fassen, aber auch das konnte das Ende der Sportgemeinschaft in Wildenhain nicht aufhalten. Letztendlich war es fehlendes Engagement und Nachwuchs, welche der Sportgemeinschaft fehlten. Die letzten Mitglieder und Motoren der Sportgemeinschaft waren Hans Bürger und Werner Beuche.

 

Am 07.07.2007 fand letztmalig eine Abschlussfahrt der Sportler in den Spreewald statt.

 

Dem Verein wurde durch rechtskräftigen Beschluss des Amtsgerichtes Eilenburg vom 15.12.2008 die Rechtsfähigkeit entzogen. Von Amts wegen eingetragen am 18.02.2009 gem. § 73 BGB i. V. m. § 160a Absatz 2 FGG (Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit). Hiermit war nun endgültig das Ende des Sportvereins in Wildenhain besiegelt.

 

Heute ist der Sportplatz und das Sportlerheim an den SCS Tuning – Car – Tuning Club e.V. Wildenhain verpachtet. Das Sportlerheim wurde durch Vereinsmitglieder mit viel Einsatz und Liebe umgebaut und sanitäre Einrichtungen eingebaut. Zahlreiche Materiallieferungen organisierte Matthias Bäßler. Die oben erwähnte Kegelbahn war nicht mehr sanierungsfähig und musste bis auf das Vorgebäude abgebrochen werden. Dies übernahm die Fa. Thilo Süptitz aus Roitzsch unter Finanzierung der Gemeinde Mockrehna. Entstehen sollten noch zwei Volleyballfelder und ein Spielplatz. Auch wartet der Zaun weiter auf seine Sanierung. Aber auch hier werden die Mitglieder älter, zogen weg oder gründeten Familien. Nachwuchs ist kaum in Aussicht. Dennoch fanden jährlich Veranstaltungen, wie das Tauziehen der Vereine oder zwei Oldtimertreffen statt. Pandemiebedingt, musste alles pausieren. 

Natürlich kann man auch für eigene Feste das Heim mieten. Genutzt wurde der Platz, wie im Landtauschvertrag bestimmt, auch für zahlreiche Dorf- und Heimatfeste und auch die Feuerwehr feierte hier ihr 100-jähriges Bestehen. Gern wird er auch von den Kindern als Bolzplatz und für kleinere sportliche Aktivitäten genutzt. 

Gedanken des Bürgermeisters, ihn für bauliche Maßnahmen zu nutzen, sollten energisch entgegengetreten werden.

 

 

 

Text (gekürzte Fassung): Robert Schübel (Januar 2023)

 

Quellen (ohne Kennzeichnung): 

- Ortschronik Wildenhain

- Schulchronik Wildenhain

- Werner Beuche

- Dirk Schreyer

- Internet

- Gespräche mit Einwohnern

 

Fotos: Carmen Schönichen, Werner Beuche, Robert Schübel