Kirche
1782 wurde die spätbarocke Wildenhainer Kirche neu erbaut und erweitert. Sie zeichnet sich durch das schlicht gestaltete Kirchenschiff mit einem dreiseitigen Abschluss sowie einem schmalen quadratischen Turm aus, der im oberen Bereich in Achteckigkeit übergeht. Die Mauern bestehen vorwiegend aus Sandstein und wurden nur wenig mit Rasensteinen vermischt. Alle Fenster und Türen sind mit Sandsteingewänden umlaufend sichtbar eingerahmt. Der Neubau wurde notwendig, da 1777 der Glockenturm einstürzte und das Kirchenschiff mit beschädigte. In der Vorgängerkirche weihte der damals bekannte Wildenhainer Pfarrer M. Jacob Samuel Schröer (1691-1761) am 15.2.1733 einen neuen Altar ein. Pfarrer Frisch aus Audenhain schrieb in Vertretung am 23. März 1928 Folgendes: „Die alte vor 1783 benutzte, mehr nach dem Pfarrhaus zu liegende Wildenhainer Kirche war dem heiligen Barthelomäus geweiht. Sie war um 1200 herum von den Nachfolgern Konrads des Großen, gestorben 2. Febr. 1157 auf dem Petersberg bei Halle/S, errichtet. Am 25. Okt. 1015 weilt der Chronist der Sachsenkaiser, Bischof Dietmar von Merseburg in Mucherini (Mockrehna) mit dem Erzbischof von Magdeburg, von Misni = Meißen zurückkehrend“
Zu jener Zeit weilte am 24. März 1736 Anton Wilhelm Amo - der erste schwarze Philosoph in Deutschland in der damaligen Zeit in Wildenhain auf seinen Weg nach Halle. Wahrscheinlich bei Pfarrer Schröer. Zu jener Zeit wurde von Schröer am 05.06.1730 der in Wildenhain geborene und bekannte Naturforscher Christian Friedrich Schulze (1730 bis 1775) getauft. Der barocke Grabstein seines Vaters Oberförster Johann Friedrich Schulze befindet sich noch heute auf dem Friedhof.
Nach seinem Tode wurde Schröer in der Gruft vor dem Altar begraben. In der 1782 erbauten Kirche befindet sich die Gruft nun aber in der südlichen Bankreihe. Die Reste seines Grabsteines befinden sich neben dem Altar.
In der Kirche befindet sich die sanierungsbedürftige Orgel von W. Rühlmann, Zörbig, 1923/14, op. 407, II+P/9, mit pneumatischen Kegelladen im Gehäuse der Vorgängerorgel von J.G. Müller, Delitzsch, um 1850. Die erste Orgel wurde 1721 angeschafft. 2022 starteten der Heimatverein und die Mehrzahl der Gemeindekirchenratsmitglieder eine Initiative zur Sanierung der Orgel.
Die Kirche besitzt seit 1955 drei Stahlglocken mit einem Durchmesser von 64, 82 und 99 cm, welche das Glockengeläut von weitem hörbar machen. Das Geläut wurde in den achtziger Jahren automatisiert.
In der Kirche zu Wildenhain hatten die Pfarrersfamilie, Küsterfamilie, Gutsherrenfamilie und Oberförsterfamilie eine eigene Loge. Wobei sich die Logen der Pfarrer- und Küsterfamilie im unteren Bereich neben dem Altar und die Gutsherren- und Oberförsterfamilie im oberen Bereich neben der Kanzel befanden. Die oberen Logen hatten von außen einen eigenen Treppenaufgang. Auch die Pfarrersfamilie konnte ihre Loge aus der hinteren Sakristei betreten und musste nicht, wie jeder andere Bürger, durch das Schiff. Außer den Außentüren kann man noch alles heute in der Kirche besichtigen. Diese wurden bei der letzten Kirchensanierung nicht wiederhergestellt, aber durch den Wöllnauer Künstler Volker Pohlenz neu aufgemalt.
Auf dem Friedhof befindet sich auch das Grab von Otto Perl. Am 19.10.1982 fand, auf Initiative vom Pfarrer Helmut Bartsch, eine Gedenkfeier anlässlich des 100. Geburtstages von Otto Perl statt. Er hatte auch den Erinnerungsstein organisiert. Zu Ehren des 100-jährigen Gründungsjahrs des ersten „Bundes zur Förderung der Selbsthilfe der Körperbehinderten (Perlbund)“ in Deutschland, fand am 10.03.2019 auf Initiative des Heimatvereins ein Festgottesdienst statt. Im Vorfeld hierzu wurde vom Heimatverein die Grabanlage von Otto Perl neu gestaltet. Zahlreiche Gäste und Verbände aus Deutschland weilten dem Gottesdienst bei.
Im Bereich der Kirche an der Friedhofsmauer wurde am 19.11.2000 durch den Heimatverein ein Kriegerdenkmal für die Opfer beider Weltkriege eingeweiht. Vom ersten Weltkrieg und dem französischen Krieg, findet man die Namen der Gefallenen auf Marmortafeln neben dem Altar. Die Namen der Opfer des 2. Weltkrieges wurden vom Heimatverein in einem Bilderrahmen an einer Loge in der Kirche angebracht.
Der Friedhof ist zum Teil Eigentum der Kirche und der politischen Gemeinde. Durch einen Vertrag wurde die Unterhaltung des Friedhofes in die Hände der politischen Gemeinde gelegt.
Durch eine engagierte Gemeinde, dem Heimatverein Wildenhain e.V., die tatkräftige Unterstützung der Dorfbewohner und fleißigen Spendern, wurden in den vergangen Jahren viele Anstrengungen für den Erhalt und die Sanierung der Kirche und das Umfeld unternommen.
Als erstes wurde in den neunziger Jahren die marode Kirchentür unter denkmalschutzrechtlichen Aspekten neu angefertigt.
Im Jahr 2005 bekam der Kirchturm ein neues Dach. Die vorhandene Bekrönung wurde auf Initiative des damaligen Ortsvorstehers Horst Schün mit einer vergoldeten Wetterfahne und Kugel neu bekrönt. Die Wiederbekrönung fand am 28.11.2005 statt. Die letzte Sanierung des Turmdaches wurde 1964 durchgeführt.
2008 wurden die Fenster der Kirche durch die Tischlerei Schmidt aus Schöna repariert und durch den Gemeindekirchenrat neu gestrichen. Die Tür zur Sakristei wurde durch den Gemeindekirchenrat ebenfalls saniert.
Im Jahr 2009 wurde das Sandsteingewände des Kirchenportals durch Christine Laubert saniert und mit einem neuen Schlussstein versehen. Vor der Kirchentür fanden noch Pflasterarbeiten statt. Der Festgottesdienst mit Dankveranstaltung fand am 29.11.2009 statt.
In den Jahren 2010/2011 wurden unter großen Kraftanstrengungen die Außenhülle und das Dach saniert. Der Festgottesdienst zu Ehren der Fertigstellung fand am 04.12.2011 statt.
2019 wurden durch Initiative des Heimatvereins zahlreiche neue Gehölze auf dem Friedhof gepflanzt.
Ebenso spendierte der Heimatverein dem Friedhof an der Trauerfeierhalle am 29.03.2021 eine Holzskulptur. Diese wurde vom Doberschützer Sägekettenkünstler Frank Müller geschaffen.
Im gleichen Jahr ließ der Gemeindekirchenrat in der Kirche den Klinkerfußboden sanieren.
Robert Schübel
Februar 2023
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Kirchturmreparatur 1904
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Denkmal der Gefallenen
Holzskulptur
barockes Grabmal (Oberförster Schulze)
Otto Perls Grab
Trauerfeierhalle 1994
Kirchensanierung 2011