Die Geschichte der Feuerwehr in Wildenhain
„Retten, löschen, bergen, schützen“ oder „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ oder „Einer für Alle, Alle für Einen“. Besser als in diesen Wahlsprüchen und Losungen kann man die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr nicht ausdrücken. Dem Nächsten hilfreich zur Seite zu stehen, Leib und Leben, Haus und Hof, Hab und Gut, selbst unter Einsatz des eigenen Lebens unentgeltlich zu schützen.
Auch die Worte Friedrich Schillers „WOHLTÄTIG IST DES FEUERS MACHT, wenn es der Mensch bezähmt, bewacht!“ begleiten die Geschichte des sächsischen sowie des deutschen Feuerwehrwesens insgesamt seit denkbaren Zeiten. (Internet: lfv-sachsen.de/chronik am 03.05.2022)
Die Feuerwehr ist nach Prendke, Lexikon der Feuerwehr:..., eine gemeinnützige, der Nächsten Hilfe dienende Einrichtung; Aufgaben: hilft bei Schadenfeuer, öffentlichen Naturereignissen und anderen Unglücksfällen, bei lebensbedrohlichen Lagen für Menschen und Tiere, bei Notlagen für Straßen-, Schienen-, Luft- und Wasserfahrzeugen, sie wirkt bei Maßnahmen der Brandverhütung mit usw. Diese Formulierung entspricht inhaltlich der Vorschrift DIN 14011, denn in Deutschland ist auch der Begriff „Feuerwehr“ genormt.
Der Begriff Feuerwehr soll erstmals in Karlsruhe verwendet worden sein: „Tatsache ist, dass die Führung des neu gegründeten Karlsruher Pompiercorps, in einem am 24. August 1847 an den Gemeinderat abgefassten internen Bericht, dieses erstmals schriftlich als „freiwilliges Feuerwehr-Corps“ bezeichnete.“ „Am 19. November 1847 berichtete die Karlsruher Zeitung wie folgt: „Heute Nachmittag legte die Mannschaft
der neugebildeten hiesigen Feuerwehr eine Probe ihrer Tüchtigkeit ab...“ (Feuerwehren: Wie sind sie entstanden?, von Dieter Jarausch, Stuttgart)
„Das Feuerlöschwesen ist weitaus älter als der Begriff Feuerwehr. Laut einem Ägyptischen Papyrus gab es etwa 2000 vor unserer Zeitrechnung bei den alten Römern in der Provinz "Pannonien" (heute Ungarn) eine "Art" freiwillige Feuerwehr. (Quelle: Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt, Facharbeitsgruppe Feuerwehrhistorik, Hartmut Greulich, Magdeburg, Stand: September 2010)
Sankt Florian ist einer der populärsten katholischen Heiligen. Er gilt als Schutzpatron der Feuerwehr und wird gerne angerufen, wenn eine Brandgefahr abgewendet werden soll. Diese besondere Rolle beruht vermutlich auf einer historischen Fehldeutung des Heiligen. Sicher ist, dass Sankt Florian im heutigen Österreich gelebt hat und dort einen Märtyrertod gestorben ist.
„Das Patronat Florians als Schutzheiliger gegen Feuergefahr ist übrigens noch gar nicht so alt. Erst im 15. Jahrhundert wurde er zum Schutzheiligen gegen Feuer. Wahrscheinlich, weil er im Wasser getötet wurde und mit Wasser Feuer gelöscht wird. Jedenfalls wird Florian auch immer mit einem Wasserkrug oder Eimer dargestellt, es gibt auch Darstellungen des Heiligen mit Mühlrad und Adler. Weiter Attribute sind eine Lanze und ein Harnisch.“ (Internet: mdr.de/religion/heiliger-florian-florianstag-datum-ursprung-brauchtum-100.html#sprung)
Die Feuerwehr ist somit die wichtigste Einrichtung für unsere tägliche Sicherheit im Ort. Ohne unsere Feuerwehr wäre unsere Bevölkerung ständig von kaum kontrollierbaren Katastrophen bedroht.
Wie begann nun Alles in Wildenhain
Am 1. April 1911 meldete der Gemeindevorsteher von Wildenhain dem königlichen Landrat (Albert Moritz Wilhelm Wiesand; 1893 bis 1919) in Torgau, die Gemeinde habe die Forderungen laut Polizeiverordnung betreffend die Regelung des ländlichen Feuerlöschwesens im Kreis Torgau vom 6. Juli 1910 erfüllt und eine militärisch geordnete Feuerwehr gebildet.
So entsprach es auch der “Polizeiverordnung zur Regelung des Feuerlöschwesens auf dem platten Lande vom 15. April 1889“ (Anordnung der Regierung Preußens).
Mittels dieser Polizeiverordnung von 1910 wurde den Gemeinden im Kreis Torgau, welche keine Feuerwehr besaßen, folgendes befohlen: „in sämtlichen Ortschaften des Kreises, in denen nicht bereits militärisch geordnete Feuerwehren bestehen, sind militärisch organisierte Feuerwehren auf Kosten der politischen Gemeinde zu errichten und dauernd zu unterhalten".
Der Feuerwehr soll ein Oberfeuerwehrmann vorstehen, die Mannschaft sei in Feuerwehrmänner und Spritzendrücker zu unterteilen. Für Zuwiderhandlungen waren Strafen angedroht. Die Gemeindevorsteher hatten zum Aufbau ihrer Feuerwehr nur neun Monate Zeit. Preußische Konsequenz und Disziplin der Staatsdiener garantierte die pflichtgemäße Erfüllung dieser Aufgabe.
In Wildenhain waren es die Bürger Ernst Knöfel, Albert Behrendt, Wilhelm Kahdemann, Oskar Ohme, Hermann Richter und Hermann Zocher, „alles Tüchtige und zuverlässige Männer", die sich als Erste bereit erklärt hatten, freiwillig der Gemeinde als Feuerwehrmann zu dienen. Sie verpflichteten sich, die Spritze, die Schläuche und die sonstigen Rettungs- und Löschgeräte in Ordnung zu halten. Der neu gebildeten Feuerwehr wurde zur Pflicht gemacht, jährlich mindestens sechs Übungen mit allem Gerät und einer Spritzenschau vor dem Amtsvorsteher abzuhalten. Als Spritzendrücker hatte der Gemeindevorsteher 25 junge Männer aus den zum Feuerlöschdienst verpflichteten Personen ausgewählt. Sie sollten auch das Herbeischaffen des Löschwassers sichern. Für die Aufrechterhaltung der Ordnung auf der Brandstelle hatte der Gemeindevorsteher „ältere, angesehene Einwohner verpflichtet". Bis zum Kauf einer neuen Handdruckspritze mit Saugvorrichtung durfte die Ortsfeuerwehr die Feuerspritze des Gutes benutzen. „Da im Dorf die Häuser meist niedrig sind, so wird man bei vorzunehmenden Rettungsarbeiten keine Hakenleitern benötigen und mit den in den Höfen vorhandenen gewöhnlichen Anstell-Leitern auskommen", begründete der Gemeindevorsteher deren Einsparung. Von der Anschaffung einer einheitlichen Bekleidung und Ausrüstung für die ersten sechs freiwilligen Feuerwehrmänner des Dorfes wurde die Gemeinde nicht befreit. Sie kaufte sechs Berliner Feuerkappen (Lederhelme) mit rotem Band und Nackenleder, eine mit weißem Band zur Kenntlichmachung des Oberfeuerwehrmanns. Jeder Helm kostete 6 Mark. Sechs feste Blusen aus dunklem Drell mit einfachem festen Taillengurt und blanken Knöpfen kosteten 5,50 Mark das Stück. Zwei Steigergurte mit Haken wurden für je 7,50 Mark erworben. Die Steigerlaterne kostete 4 Mark, die Rettungsleine 3 Mark und die mit den Namen der Gemeinde gekennzeichneten Armbinden zur Kenntlichmachung der 25 Spritzendrücker erwarb die Gemeinde für 25 Mark. Für die Alarmierung der Männer wurde ein Feuerhom benötigt, es kostete 3 Mark. So ausgerüstet, begann vor rund hundert Jahren die ehrenamtliche Arbeit der Wildenhainer Wehr.
Somit gilt das Jahr 1911 als Gründungsjahr der Wildenhainer Feuerwehr.
In welchem Jahr eine Handdruckspritze mit Saugvorrichtung gekauft wurde, ist leider nicht mehr nachvollziehbar. Doch es existierte eine Handdruckspritze die von Pferden gezogen und von 8 Spritzendrückern bedient wurde. Sie diente der Ortswehr bis zur Anschaffung des 1. Spritzenwagens mit Motorpumpe TS (Typ Goepel).
In den 70-iger Jahren hatte die FFW die Aufgabe Schrott zu sammeln, dabei wurde diese Handdruckspritze Opfer der Sammelaktion. Sie stand lange Zeit noch am Zaun zum Feld auf dem Gelände des Sägewerkes Knöfel. Heute wäre die Feuerwehr stolz, wenn sie als Traditionsgerät noch zur Verfügung stände.
Mit der bereits erwähnten Technik wurde die Brandbekämpfung vorgenommen. War ein Brand ausgebrochen, so erfolgte die Alarmierung der Feuerwehr mit einem Feuerhorn. Ein Feuerwehrmann, der sogenannte „Feuermelder" fuhr mit dem Fahrrad durchs Dorf und blies dabei kräftig ins Horn.
„Lange vor der Erfindung von Funk und Telefon gab es in den früheren Jahren in jeder Feuerwehr eine eigene Abteilung, die der Hornisten. Sie waren zuständig für die Übermittlung von Befehlen und Signalen, die als Warn-, Alarm- und Führungssignale von großer Bedeutung waren. Der Hornist blies an verschiedenen Stellen im Ort sein Signalhorn, welches auch "Feuerhorn" genannt wurde, um die Feuerwehrleute zu alarmieren, die dann schnell zum Feuerwehrgerätehaus eilten. Es wurden auch andere Instrumente wie z. B. Signalpfeifen, Feuerwehrrufhörner, Blechblasinstrumente oder Trommeln verwandt. An der Einsatzstelle übermittelte er Befehle vom Gruppenführer an die Mannschafft mit seinem "Feuerhorn". Beim Aus- oder Einrücken führten die Hornisten die Feuerwehr an, ihre Marschmusik gehörte ganz einfach dazu. Aber auch bei der Beerdigung eines Feuerwehrkameraden wurde ihm bei der "Grabsenkung" die letzte Ehre durch den Hornisten erwiesen.“ (Quelle Internet: .feuerwehr-mr-cappel.de/ueber-uns/historisches/hornist; September 2023)
Für die Löschwasserentnahme standen der Feuerwehr in erster Linie die Hausbrunnen zur Verfügung.
War ein Ausrücken der Feuerwehr über weitere Entfernungen notwendig, so standen dafür Pferdegespanne aus den Bauerngehöften zur Verfügung. Ein sogenannter Hand und Spanndienst wurde vom Bürgermeister angeordnet.
„Am 01. Januar 1934 trat das preußische Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 15. Dezember 1933 in Kraft. Dieses Gesetz hatte für die deutschen Feuerwehren weit reichende Konsequenzen. Es ging bei diesem Gesetz um die reichseinheitliche Gleichstellung, auch der nichtpreußischen Feuerwehren. Damit war der Weg frei, das gesamte Feuerlöschwesen den „neuen Zeiten“ unterzuordnen. Die mühevolle Aufbauarbeit in den Feuerwehren, ihre eigene geschaffenen Organisationen sowie ihre Selbstführung und Selbstverwaltung wurde mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zerschlagen und mit diesem Gesetz beendet. Mit diesem Gesetz wurden die Feuerwehren zu einer Polizeiexekutive. Im § 2 des o. g. Gesetzes hieß es: „Die Feuerwehr hat im Auftrag des Ortspolizeiverwalters die Gefahren abzuwehren, die der Allgemeinheit oder dem Einzelnen durch Schadenfeuer drohen. Die Polizeiaufsichtsbehörden können den Feuerwehren auch die Abwehr sonstiger Gefahren übertragen.“ Im §17 des gleichen Gesetzes wurden weiterhin Festlegungen zur Koordinierung des Brandschutzes, Luftschutz, der technischen Nothilfe und des Katastrophenschutzes festgeschrieben und wer dazu herangezogen werden kann.“ “ (Quelle: Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt, Facharbeitsgruppe Feuerwehrhistorik, Hans-Peter Desenberg, Magdeburg; Dieter Belitz, Dessau; Ursula Borstorff, Raguhn, Stand: Februar 2012)
Der „rote Hahn“ hat auch die Gemeinde Wildenhain nicht verschont.
1928 brannte die Scheune von Schellenberg
Januar 1933 Gebäudebrand bei Max Jentsch durch Backofen
1936 Scheunenbrand bei Emil Hörig (Sohn Helmut gekokelt)
24. Mai 1940 Scheune und Stall bei Ewald Münch durch Blitzschlag
abgebrannt
April 1945 Kuhstall und Pferdestall im Gut Kretzschmar durch Beschuss
von Tieffliegern abgebrannt
19. September 1945 Brand Sägewerk Knöfel und
Brand Mühle E. Müller durch Brandstiftung
Bis 1945 wurde der Spielmannszug der Feuerwehr von Tischlermeister Otto Merkwitz (lt. Johanna Neumann) geleitet.
Wie ging der Neubeginn nach 1945 weiter:
Wie in allen Bereichen der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens stand nach dem Ende des 2. Weltkrieges und dem traurigen Erbe des Faschismus, auch für den Brandschutz die alte neue Aufgabe:
„Es muss weitergehen!"
Da Wildenhain von unmittelbaren Kriegseinwirkungen oder sonstigen Ereignissen, bedingt durch den Zusammenbruch des dritten Reiches, verschont geblieben war, blieb auch die materielle Basis der örtlichen Feuerwehr erhalten.
Es kam nun darauf an, dass sich Leute fanden, die bereit und in der Lage waren, die Geschichte der Feuerwehr in die Hände zu nehmen, um das Leben und Eigentum der Einwohner Wildenhains vor Brandgefahren zu schützen.
Junge Bürger der Gemeinde zeigten damals Interesse und Bereitschaft zu Mitarbeit in der Feuerwehr. Zur Brandbekämpfung stand der Feuerwehr ein Spritzenanhänger mit Holzrädern (Gummibereift) und TS sowie das nötige Schlauchmaterial zur Verfügung. Innerhalb des Dorfes wurde der Spritzenanhänger mit Muskelkraft fortbewegt.
Bei überörtlichen Einsätzen wurde der Spritzenanhänger an einen normalen Anhänger angehangen. Die Einsatzkräfte saßen dabei auf dem Anhänger, welcher durch Pferde oder später von einem Traktor gezogen wurde.
Die Unterbringung der Feuerwehrtechnik im 1. Feuerwehrhaus war nur eine Notlösung. Dieses kleine Haus am Grundstück Jahl in der Nähe des Dorfteiches wurde Anfang der 90-iger Jahre abgerissen. Bis dahin diente es zu DDR-Zeiten noch dem Bürgermeister für Propagandatafeln.
Im Jahr 1964 wurde durch die Kameraden und Helfer aus dem Ort im Rahmen des Nationalen Aufbauwerk (NAW) hinter dem Konsum in Richtung Dorfteich ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut.
Die Finanzierung erfolgte aus dem Gemeindehaushalt. Für die Kameraden wurden wesentlich bessere Bedingungen zur Unterbringung der Technik und Aufbewahrung der persönlichen Schutzausrüstung geschaffen. Es entstanden 28 Plätze zur Aufbewahrung der persönlichen Schutzausrüstung. Dieses Gerätehaus wird heute noch durch die Jugendfeuerwehr genutzt. Es ist auch Abstellort des Löschhängers.
1965 wurde der alte Spritzenanhänger mit Holzrädern und Hartgummireifen ausgesondert. Ein neuer Tragkraftspritzenanhänger (TSA) wurde angeschafft. Im neuen TSA bot sich für die Unterbringung der Technik wesentlich mehr Platz. Dieser neue Hänger konnte per Hand im Mannschaftszug, sowie mit Traktor oder LKW fortbewegt werden. Bei der Ausbildung, Übung oder geringer Entfernung zum Einsatzort wurde der TSA meist von Hand gezogen.
War ein Ausrücken der Feuerwehr zu Wald-, Feld- oder anderen Bränden notwendig, stellte die damalige LPG „Paul Scholz" einen Traktor mit Hänger oder einen LKW (Garant) zur Verfügung. Als Sitzgelegenheit für die Einsatzkräfte diente die Ladefläche vom Anhänger (meist Winterdienstanhänger) oder LKW. 1 Kamerad musste während der Fahrt das Horn blasen. Unter diesen Bedingungen rückte man zu Einsätzen bis zum Juni 1986 aus.
Seit Anfang Februar 1968 bestand in Wildenhain eine Frauengruppe.
In jedem Wohnhaus musste ab 1960 die Brandschutzordnung öffentlich sichtbar aushängen. Zusätzlich musste laut „Brandschutzanordnung Nr. 4 - Wohnstätten-" vom 21. Juli 1960 „in jedem Wohnhaus ein Bürger als Brandschutzverantwortlicher eingesetzt werden". Dazu hieß es in besagtem Gesetz: „Für die Einsetzung sind die Eigentümer beziehungsweise Verwalter im Einvernehmen mit der Hausgemeinschaft verantwortlich. Der Brandschutzverantwortliche hatte die Aufgabe, „die Hausbewohner über die Brandgefahren in Wohnstätten aufzuklären und auf die Notwendigkeit der Einhaltung der Bestimmungen dieser Anordnung hinzuweisen."
Auch die Feuerstätten-Schau, welche heute der Schornsteinfegermeister durchführt, war einst Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr. Es wurde z.B. kontrolliert, ob ein Blech vor den Öfen vorhanden war und die Brennmittel ordentlich gelagert waren. Hierzu zogen zahlreiche Trupps von Haus zu Haus durch die Straßen. Am Ende waren einige nicht mehr ganz nüchtern.
Am 2. August 1985 fand eine gemeinsame Beratung mit dem Bürgermeister Herr Bansemer, der Abteilung Inneres vom Rat des Kreises Eilenburg Herr Zwar, der Abteilung Feuerwehr Herr Franz, dem Wehrbereichsleiter Walter Quack und der Wehrleitung von der FFW Wildenhain statt. Zur Diskussion standen der Neubau eines Gerätehauses im Wert von 85.000 M und die Bereitstellung eines neuen Löschfahrzeugs vom Typ Robur“ LO LF8/8, TS8 und STA vom Rat des Kreises Eilenburg
Obwohl noch kein neues Gerätehaus stand, erfolgte die Übergabe des neuen Löschfahrzeugs LF8 / TS8 / STA am 3. Juli 1986 durch den Rat des Kreises Abteilung Inneres. Bis zur Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses konnten das Fahrzeug in der Kartoffellagerhalle der damaligen LPG Pflanzenproduktion Mockrehna in Wildenhain abgestellt werden. Dieses Fahrzeug wurde dann in den 2000-er Jahren durch die Gemeinde ausgemustert und verkauft. Es stand bis dahin im Gerätehaus am Dorfteich und wurde noch durch die Jugendfeuerwehr und zu Umzügen genutzt.
Die Geschichte der Jugendfeuerwehren reicht weit zurück. Fast solange wie es das organisierte Feuerlöschwesen in Deutschland gibt und zwar seit der Gründung des ersten „Freiwilligen Lösch- und Rettungscorps“ im Juni 1841 in Meißen. Dabei ist der Begriff Jugendfeuerwehr, wie wir ihn heute verstehen sicherlich nicht mit den damaligen Begriffen zu verstehen. Es muss vielmehr jede Mitwirkung von jungen Menschen im Feuerlöschdienst einbezogen werden, egal unter welchem Namen und in welcher Form sie erfolgte. In der entsprechenden Fachliteratur stoßen wir dabei auf solche Bezeichnungen wie Bubenfeuerwehr, Knabenfeuerwehr, Schulfeuerwehr, Gymnasial-Feuerwehr, Jugendabteilung und Jugendwehr.“ … „Bereits in den 1950-er Jahren bildeten sich in der 1949 gegründeten DDR mit Hilfe der Jugendorganisationen erste Pionierbrandschutzgruppen. Ab 1962 dann die Arbeitsgemeinschaften „Junge Brandschutzhelfer“. Diese außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften von Schülern der 5. bis 8. Klasse wurden über die Bedeutung und die Aufgaben des Brandschutzes, der Brandverhütung und -bekämpfung aufgeklärt und ausgebildet.“ …“Die nächste Stufe für Schüler der Klassen 9 und 10 war die außerschulische Arbeitsgemeinschaft „Brandschutz“ als unmittelbares Verbindungsglied zu den freiwilligen Feuerwehren. Für viele Jugendlichen bedeutete dies auch der letzte Schritt in die Freiwillige Feuerwehr.“ … Nach einer Ausbildungszeit von zwei Jahren konnten die Jugendlichen aktive Feuerwehrmitglieder werden.“ 1990 lösten sich die „Arbeitsgemeinschaften“ auf. Wie in den alten Bundesländern bildeten sich Jugendfeuerwehren, später auch schon einige Kinderfeuerwehren in den Freiwilligen Feuerwehren. Bestehende Arbeitsgemeinschaften in den Schulen, wurden aus deren Trägerschaft von den örtlichen Freiwilligen Feuerwehren als Jugendfeuerwehr übernommen. (Quelle: Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt, Facharbeitsgruppe Feuerwehrhistorik, Hans-Peter Desenberg, Magdeburg; Dieter Belitz, Dessau; Ursula Borstorff, Raguhn, Stand: Februar 2012)
Am 30. Juli 1987 rückte die FFW Wildenhain zum 1. Mal zum Waldbrand in der Nähe des Torfhauses mit dem neuen Fahrzeug aus.
Im November 1986 begann man unter der Führungshand des damaligen Wehrleiters Egon Ruhnow und den Kameraden mit dem Neubau des Gerätehauses. Durch erbrachte Eigenleistung von Kameradinnen und Kameraden sowie freiwilligen Helfern und Firmen, konnte das neue Gerätehaus bis Oktober 1987 fertiggestellt werden.
Am 7.10.1987 (Nationalfeiertag der DDR) wurde das neue Gerätehaus im feierlichen Rahmen seiner Bestimmung übergeben. Ein Schulungsraum, kleine Küche sowie WC-Anlagen standen zur Verfügung. Alle vorhandene Technik und Fahrzeuge fanden ihren Platz. Ein Stellplatz wurde in der Fahrzeughalle als Reserve vorgehalten. Die Wildenhainer bekamen Unterstützung vom VEB Meliorationsbau Leipzig, der LPG (T) Wildenhain, der LPG (P) Mockrehna und dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Wermsdorf. Mit dem Löschfahrzeug und dem neuen Gerätehaus wurde den Kameraden ein Gesamtwert von 400.000 Mark übergeben.
Nach der politischen Wende im Jahr 1989, veränderten sich auch die Aufgabenbereiche der Feuerwehr Wildenhain. Waren es bis 1989 Waldbrände, Feldbrände, Wohn- und Gebäudebrände, nahmen jetzt die technischen Hilfeleistungen zu.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass nach Abzug der sowjetischen Truppen, die Zahl der Waldbrände zurückging. Diese Truppen lagen meist tagelang mit ihren Lagern in den umliegenden Wäldern. Die Wegeposten der sowjetischen Truppen an den Straßenkreuzungen wurden bei ihren tagelangen Posten meist durch die Dorfbevölkerung versorgt. Dies musste jedoch heimlich geschehen.
Am 01.07. 1993 wurde die Jugendfeuerwehr Wildenhain gegründet. Sie zählte damals 15 Mitglieder (11 männliche und 3 weibliche Kameraden). Kamerad Gerhard Schnürpel übernahm die Funktion als Jugendwart bis zur Beendigung seiner Dienstzeit. Dann übernahm Kamerad Daniel Beuche die Funktion, gefolgt von Michael Saare. Ab Januar 2011 übernahm diese Funktion der Kamerad Ulf Kindeleit. 2011 hatte die Jugendfeuerwehr 3 Mitglieder. Heute hat die Jugendfeuerwehr 5 Mitglieder unter Leitung von Jens Müller.
Am 5. März 1995 wurde das Tanklöschfahrzeug TLF 16 W 50 Baujahr 1980 der FFW Mockrehna im feierlichen Rahmen durch den Bürgermeister Konrad Rülke, an die FFW Wildenhain zur weiteren Nutzung übergeben. Von nun an hatte die Feuerwehr Wildenhain ein wasserführendes Fahrzeug und konnte auf das Gespann ZT 303 mit HTS 100 verzichten. Das TLF 16 steht heute nicht mehr im Dienst der Wildenhainer Wehr. Es sollte durch die Gemeinde verschrottet werden, damit noch Geld in die Gemeindekasse fließt. Dies konnten die Kameraden nicht zulassen. Es war schon einmal ein Fahrzeug der Verschrottung zum Opfer gefallen. So kauften die Kameraden der Gemeinde das Fahrzeug als Traditionsfahrzeug ab. Ehrenderweise hätte die Gemeinde es den Kameraden ja auch schenken können. Aber so ist es nun mal in der Gemeinde. Geld, Geld, Geld!
Mitte der 90-iger Jahre wurde eine zentrale Fahrzeugbeschaffung aus Kostengründen vom damaligen Regierungspräsidium Leipzig angeordnet. Welche sich nur zum Teil in der heutigen Zeit rentiert. Dies zeigt auch der Beschluss des Gemeinderates Mockrehna zum Fahrzeug für die Wehr Langenreichenbach vom Januar bis März 2023.
Für den damaligen LO, welcher nicht mehr zum Einsatz konnte, sollte die Wehr der damaligen Gemeinde Wildenhain ein LF 8/6 erhalten. Ein Vorführfahrzeug, welches den Wünschen der Feuerwehr entsprach. Man durfte es sich zwar ansehen, aber leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Der Wunsch wurde zurückgestuft, nämlich vom LF 8/6 Gruppenbesetzung auf ein TSF-W mit Staffel Besetzung (Straßenfahrzeug ohne Allrad). Die Gründe hierfür waren in den zur Verfügung stehenden Eigenmitteln und dem geringen Fördersatz für dieses Fahrzeug zu suchen. Geld war damals bei der kleinen selbständigen Gemeinde Wildenhain zu knapp. Um aber überhaupt den Kameraden ein neues Fahrzeug mit Wasser zur Verfügung zu stellen, wurde seitens der Gemeinde und den Kameraden in diesen „sauren Apfel“ gebissen.
Am 3. Oktober 1997 wurde der Feuerwehr ein neues TSF-W (500L) VW LT 46 durch das Landratsamt und unseren Bürgermeister Horst Schün zur Nutzung übergeben. Dadurch wurde unsere Wehr noch schlagkräftiger, denn von nun an standen uns zwei wasserführende Fahrzeuge zur Verfügung. Dieses Fahrzeug wurde dann von der Gemeinde Mockrehna 2021 (?) verkauft, da die Reparaturen zu kostenintensiv wurden. Somit „durfte“ es auch nicht der Ortswehr Schöna zur Verfügung gestellt werden.
Im Mai 2004 begannen die Kameraden mit der Sanierung und Modernisierung des Feuerwehr-Objektes in der Großen Battauner Straße. Sie investierten mehr als 600 Arbeitsstunden. Ursprünglich sollten 35.000 Euro für das Gerätehaus bereitgestellt werden. Auf Grund fehlender Fördermittel in Höhe von 14.000 Euro, musste diese Summe durch Eigenleistungen der Kameraden und Sponsoren abgedeckt werden.
Mit dem Einbau einer neuen Heizung, einer Einbauküche und moderner Sanitäranlagen ging ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Gleichzeitig wurden die Fahrzeughalle gemalert und die Außenfassade verschönert. Für 28 Einsatzkräfte wurden durch die Gemeinde neue Spinte zur Unterbringung der Schutzkleidung bereitgestellt.
Im September 2008 sollte mit der Sanierung des Gerätehausdaches begonnen werden, weil es aber Schwierigkeiten mit der beauftragten Firma gab, verzögerte sich der Baubeginn auf Anfang Dezember. Trotz eisiger Kälte begann man mit den Dacharbeiten, welche bis April 2009, auf Grund schlechter Witterungsbedingungen andauerten. Insgesamt wurden für die Dachsanierung 487 Stunden in Eigenleistung erbracht.
Vom 08. bis 11. Juli 2011 feierte die Wehr auf dem Sportplatz mit einem Festumzug und unter Teilnahme zahlreicher Bürger und Wehren ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum.
2011 erhielt die Wehr auf Initiative der Kammeraden einen Waldlöschtanker vom Freistaat Sachsen und dem Landkreis Nordsachsen übergeben. Anlässlich eines Heimatfestes wurde das Fahrzeug den Wildenhainer Bürgern durch die Feuerwehr vorgestellt und wurde von den kleinen Bürgern des Ortes sofort in Beschlag genommen.
Von nun an ist die Wehr im Katastrophenschutzzug des Landkreises Nordsachsen.
Im Jahr 2020 erhielt das Gerätehaus neue UV sichere Fenster, um die Helme zu schützen. Eine Abgassauganlage wurde 2022 eingebaut. Somit konnten die Fahrzeuge unschädlich in der Halle gestartet werden.
Wehrleiter der FFW Wildenhain nach 1945
Gerhard Schnürpel ab Juni 1954 (kommissarisch)
Löschmeister; Hans Neumann
Gruppenführer: Harry Zänker, Waldemar Richter,
Horst Saare
Paul Kühnicke ?
Hans Neumann bis 1957
Gerhard Schnürpel 1957 - 1964
Harry Zänker nur 1/2 - 1 Jahr 1959
Günter Ruhnow 1964 - 1970
Helmut Rehhahn 1970 - 1975
Egon Ruhnow 1975 - 2001
Helmut Kahlert 2001 – 2023
Toni Hinneburg ab 2023
Der größte bekannte Brand in Wildenhain ereignete sich in den Nachmittagsstunden des 21. Mai 1865. Die Zündschnurenfabrik in der Mockrehnaer Straße 29 (heute Grundstück des Saales der EG) brannte völlig aus. Ein Herr Zeripp stellte hier Zündschnuren her. Das gewaltige Feuer forderte 1 Menschenopfer, zerstörte 17 Wohnhäuser, 7 Scheunen und 13 Ställe mit Vieh und Inventar. Aus dem Gebäudekomplex wurde später eine Schänke im Besitz der Familien Fuchs, Heinrich Müller und Hermann Franke. Der größte Teil der von diesem Unglück Betroffenen befand sich damals in bitterster Not.
Einsätze ab 1955
12. April 1955 22.00 Uhr Feueralarm; Auf der Geflügelfarm Pilz brannte
1 Kükenaufzuchtstall 1200 Küken sowie Maschinen und
Anlagen wurden von den Flammen vernichtet.
12. September 1957 Großbrand bei den Bauern Kunze, Spangenberg und
Hauser in Weidenhain
August 1962 Scheunenbrand bei Schellenberg (Brandstiftung) R. Gluch
1. Brand 1928
Juni 1964 Scheunenbrand bei G. Schulz Schulstr.
(Sohn Siegmund gekokelt)
Einsätze der FFW Wildenhain 1975 - 1984
34 Waldbrände (Katastr. Roitscher links
Größter (Roitzscher lks. ) vom 9. - 11.Mai 1976
(mehr als 100 ha)
1 Flächenbrand
3 Feldbrände
1 Feldscheunenbrand in Gräfendorf (9.12.1981)
2 Bergeraumbrände (KIM bei Jäger, A. und
Mieder Mockrehna 6.7.1982)
6 sonstige Brände
1985 - 1989
6 Waldbrände
3 Bahndammbrände
3 sonstige Brände
(u.a. Mühlenbrand Knöfel Arthur13.5.1986)
Einsätze nach der Wende 1990 - 1999
19 Waldbrände
5 Feldbrände
1 Flächenbrand
2 Bahndammbrände
1 Bergeraumbrand
2 Wohnhausbrände (Müller Franz 10.6.1990 und
(Doberschütz 12.8.1993)
2 Hallenbrände (Maststall ALFRA Mast I 20.1.1995 und
Lagerhalle Schweinemast Langenreichenbach 8.9.1996)
2000 - 2010
8 Waldbrände
9 Ölspurbeseitigungen
11 Feldbrände
20 Hilfeleistungen
2 Flächenbrände
5 Hochwassereinsätze
2 Bahndammbrände
1 Personensuche (Pflug, H.)
2 Dachstuhlbrände
3 Wohnhausbrände
9 Verkehrsunfalleinsätze
Nicht nur in Notsituationen hilft unsere Feuerwehr, auch werden die Vereine des Ortes von den Kameraden der Wehr tatkräftig unterstützt. So dem Heimatverein beim Fackelumzug zum Heimatfest oder die Angelfreunde mit der Bereitstellung des Feuerwehrgebäudes und Biertischgarnituren zum Angelfest am Angerteich.
Zum Heimatfest ist die Wehr immer mit zwei Mannschaften beim traditionellen Eierzielwurf der Vereine vertreten.
Selbst wird von den Kameraden das alljährliche Osterfeuer und im Herbst der „Tag der offenen Tür“ gestaltet.
Unser Dank gilt abschließend nochmals den Kameradinnen und Kameraden,
die durch ihre ständige Einsatzbereitschaft, durch ihr Wissen, ihre Kraft und
ihren Mut, auch unter Gefährdung ihres eigenen Lebens und ihrer Gesundheit
ihren Beitrag für die Sicherheit und das Wohl unser Bürger leisten.
Für Alle:
Der Feuerwehr-Notruf lautet 112.
Text: Robert Schübel im Januar 2024
Quellen (ohne Kennzeichnung):
· Mit einigen Auszügen aus der Festrede des Wehrleiters Helmut Kahlert
zum 100-jährigen Gründungsjubiläum
· Recherchen aus dem Internet
· Hans-Joachim Füssel (Torgauer Zeitung am 19.09.2008)
· Torgauer Zeitung 15.07.2011 (Brandschutz)
· Ortschronik
Bilder: Robert Schübel, Feuerwehr Wildenhain, Kurt Witzig, Horst Schün
Wappen der Feuerwehr Wildenhain
Waldbrand 1917
Feuerwehrübung an der Schule
Feuerwehrübung an der Schule
1. Feuerwehrgerätehaus am Dorfteich
1. Feuerwehrgerätehaus am Dorfteich
1. Feuerwehrgerätehaus am Dorfteich am 26.07.1993
Bau des 2. Feuerwehrgerätehauses neben dem ehemaligen Konsum am Dorfteich
Bau des 2. Feuerwehrgerätehauses (im Bild Otmar Jahl)
2. Feuerwehrgerätehaus nach der Fertigstellung
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
Bau des 3. Feuerwehrgerätehauses am Angerteich 1987
3. Feuerwehrgerätehaus
3. Feuerwehrgerätehaus
3. Feuerwehrgerätehaus 2005
3. Feuerwehrgerätehaus 2005